Gestern im Morgenrot Vergangene Zeiten kannst du bedauern, dich grämen, ob der vertanen Chance. Nur nicht so viel, dass du vergisst das Leben liebend zu leben und jeden Augenblick Glück voll auszukosten. Andernfalls leuchtet Gestern bereits im Morgenrot.
Kurze Geschichten - Kleine Raupe Lilli
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Gleich drei Schwalben setzten sich vor Lilli auf den Boden. „Was fehlt dir, kleine Raupe?“ „Ich habe keine Flügel, so wie ihr“, antwortete Lilli Die Schwalben sehen sich ratlos an und zwitschern wild durch- einander. „Natürlich hast du keine Flügel. Du bist ja schließlich eine Raupe“, sprach es schließlich eine von ihnen aus. „Aber ich wünsche mir doch so sehr, fliegen zu können. Könnt ihr mir nicht sagen, wo ich Flügeln herbekommen kann. Sie müssen ja nicht so groß sein wie eure. Nur einfach ein paar Flü- gel, dass ich endlich auch fliegen kann.“ „Nein, kleine Raupe“, erwidern die Schwalben. Wir sind schon mit unseren Flügeln aus dem Ei geschlüpft. Wir wissen nicht, ob man sonst noch irgendwo Flügel bekommen kann.“ Da war Lilli nun endgültig enttäuscht. Wen sie auch fragte, niemand konnte ihr sagen, wie auch sie Flügel erlangt konnte. Die Schwalben sahen, wie traurig Lilli plötzlich war und be- rieten sich zwitschernd. Lilli war müde und wollte sich nur noch in einer Ecke des Stalls zusammenrollen und schlafen. Doch die Schwalben riefen ihr hinterher: “Warum fragst du nicht die alte Eule in der Scheune nebenan? – Sie weiß fast alles und kann dir sicher raten.“ Schon wollte Lilli aufgeben, aber irgendwas hielt sie zurück. „Na gut“, flüsterte Lilli. „Einen Versuch werde ich noch machen.“ Langsam schleppte sie sich durch das Tor in die angrenzende Scheune. Hoch unter dem Dach lebte die alte Eule und streckte gerade ihren Kopf unter dem Flügel hervor. „Hallo, kleine Raupe. Wie ist dein Name und was führt dich so spät am Abend noch zu mir?“ „Ich heiße Lilli“, erzählt die kleine Raupe.
„Ich bin schon so lange unterwegs und habe so viele Tiere gefragt. Aber keines konnte mir helfen. Nicht die Kuh oder das Pferd, nicht das Schaf oder der Igel. Auch die Libelle, die Katze oder die Schwalben konnten mir nicht sagen, wie ich Flügel bekommen kann. Aber ich brauche doch Flügel, um in den Himmel zu fliegen, um mit dem Wind um die Wette zu rennen oder mich von Blüte zu Blüte zu schwingen.“ Traurig sah Lilli auf ihre ersten beiden Füße hinunter und eine dicke Träne rollte aus ihrem Auge und landete zwischen den Beiden. „Du brauchst nicht zu weinen, kleine Raupe“, sprach die Eule ihr Mut zu. „Dinge, die du dir ganz fest wünschst und die du versuchst zu erreichen, werden dir manchmal ganz unverhofft geschenkt. So wie jetzt. Komm, kleine Lilli, ich nehme dich auf meinen Rü- cken und fliege dich zurück zu deiner Wiese. Von all den Tieren auf der Welt, kann dir keines Flügel geben. Aber nur Mut und denke an meine Worte. Jetzt will ich dir deine Ausdauer und deinen Mut belohnen und dir zeigen, wie schön das Fliegen wirklich ist“ Und sanft setzt die alte Eule Lilli auf ihren Rücken, breitete die Flügel aus und ließ sich in die Tiefe fallen. Lilli schrie vor Entzücken laut auf. Als die Eule durch ein Scheunenfenster in die klare Nacht flog, traute die kleine Raupe kaum ihren Augen. Alles wurde kleiner und der Mond schien hell auf sie herunter. Von hier oben sahen Teich, Schaf und Kuh ganz klein aus. Auch der Wald wirkte nicht mehr so groß und düster. Lilli war glücklich, so glücklich, wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Schließlich landete die alte Eule sanft am Rande der kleinen Wiese.
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