Kurze Geschichten - Kleine Raupe Lilli
Zur Zeit gestalte ich
den gesamten Web-Auftritt neu.
Bitte noch etwas Geduld.
Lilli trat verlegen von einem Bein auf das Andere.
„Kannst du mir vielleicht zwei von deinen Flügeln abgeben?“
Einen kurzen Moment dachte die Libelle nach, dann schüttelte
sie ihren Kopf.
„Wie soll ich das machen? Ich kann die Flügel ja nicht
abnehmen und außerdem kann ich mit zwei Flügeln nicht mehr
fliegen. Wir Libellen brauchen alle vier.“
„Schade“, antwortete Lilli betrübt und ließ ihren Kopf fast bis
auf den Boden sinken.
„Ich hatte so gehoffte, dass du mir weiterhelfen kannst.“
„Gib nicht auf, kleine Raupe”, ermunterte die Libelle. “Selbst
wenn ich dir keine Flügel geben kann, so weiß ich doch, wo du
deine Suche weiter fortsetzen solltest.“
„Wirklich?“, sprudelte es aus Lilli heraus.
„Ja, geh um den See herum. Dann siehst du auf der anderen
Seite einen Bauernhof. Dort sind viele Tiere, die mit den
Menschen zusammen leben. Menschen sind klug. Vielleicht
haben die Tiere ja etwas gehört und können dir sagen, wie du an
Flügel gelangst.“
Damit erhob sich die Libelle und schwebte fast lautlos auf ihr
Blatt zurück. Lilli aber begann den langen Marsch um den See
herum. Als sie schließlich das erste große Haus erreichte, war
mehr als der halbe Tag verflossen.
Direkt am Haus bemerkte Lilli eine kleine blaue Bank, auf der
eine getigerte Katze in der Sonne döste.
„Guten Tag, Katze. Kannst du mir sagen, wo ich ein paar Flügel
bekommen kann? Ich möchte so gerne in den Himmel
aufsteigen und alles von dort oben betrachten. Die warme Sonne
auf dem Rücken spüren und mich frei von den Winden tragen
lassen.“
Die Katze hob schläfrig ihre Augenlieder und blinzelt auf Lilli
hinunter.
„Nein, kleine Raupe. Ich habe keine Flügel und ich kann dir
auch nicht sagen, wo du welche bekommen kannst. – Warum
fragst du nicht die Tiere, die selbst Flügel haben. Vielleicht wis-
sen sie ja, wie man sie bekommt.“
„Aber ich weiß doch nicht, wo hier Tiere mit Flügeln leben“,
antwortet Lilli traurig.
„Da kann ich dir helfen“, schnurrt die Katze.
„Da drüben im Stalle leben viele Schwalben. Geh’ zu ihnen und
frage sie. Aber pass auf. Auf dem Hof lebt auch ein Hahn mit
seinen Hühnern. Wenn sie dich sehen, werden sie dich jagen und
versuchen zu fressen.“
Die Katz dachte einen Moment nach. Dann grinste sie
schelmisch von einem Ohr zum anderen und sagte:
„Bleibt einen Augenblick hier, dann verscheuche ich die Tiere
und du kannst direkt dort in den Stall huschen.“
“Hab vielen Dank, liebe Katze. Wie kann ich mich bei dir
bedanken?“
“Das brauchst du nicht. Ich mache es gern, denn jeden morgen
weckt mich der Gockel mit seinem Geschrei. Da freue ich mich,
wenn ich ihn etwas ärgern kann.“
Und immer noch mit einem breiten Grinsen im Gesicht sprang
die Katze von der Bank und stürzte sich fauchend auf die
Hühnerschar mit ihrem Hahn. In alle Richtigen stoben sie
auseinander und der Weg in den Stall war frei.
Im Stall war es dunkel, aber Lilli hatte fast keine Angst. Mutig
zog sie weiter, an Schweineboxen vorbei, bis sie die Schwalben
unter dem Dach bemerkte.
„Hallo Schwalben“, rief Lilli ihnen zu.
„Könnt ihr mir helfen?“
7
8