Kurze Geschichten - Kleine Raupe Lilli
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dunkel zu werden. Da suchte sie sich einen geschützten
Schlafplatz am Rande einer Weide. Sie kuschelte sich unter
einem weichen Blatt zusammen und betrachtete noch eine Weile
die Sterne am Himmel, bis sie glücklich und zufrieden
einschlief.
Ein lautes Schnaufen ließ Lilli aus dem Schlaf aufschrecken.
Die Sonne stand sicher schon hoch am Himmel, aber sehen
konnte sie es nicht. Alles was Lilli erkennen konnte waren zwei
riesige Nasenlöcher und eine Schnauze mit vielen kleinen
Haaren. Ganz langsam öffnete sie sich und eine riesige Zunge
schlängelte sich zwischen den beiden Zahnreihen hervor.
„Hilfe! Hilfe!“, schrie Lilli lauf heraus.
Da bliebt die Zunge mitten in der Luft stehen, zuckte noch
einmal leicht und verschwand wieder hinter den Zähnen.
Gleichzeitig entfernte sich die große Schnauze etwas, so dass
Lilli jetzt das ganze Gesicht sehen konnte. Vor ihr stand eine
Kuh.
„Wer bist du und was machst du hier auf meiner Wiese, kleine
Raupe?“, fragte die Kuh. Und mit ihrer ruhigen tiefen Stimme
sprach sie weiter:
„Du hast Glück gehabt, dass ich dich nicht gefressen habe. Ich
mag zwar keine Tiere, aber sicher hätte ich dich nicht einmal
gemerkt.“
„Ich heiße Lilli und ich suche meinen großen Traum“,
antwortete Lilli der schwarz-weißen Kuh.
Verwundert sah die Kuh Lilli aus ihren großen braunen Augen
an.
„Hast du ihn den verloren?“
„Nicht doch“, verneinte die kleine Raupe und schüttelte heftig
ihren Kopf.
„Ich wünsche mir nur so sehr, einmal fliegen zu können.
Jetzt bin ich losgezogen, um mir meine Flügel selbst zu suchen.
Sag einmal Kuh, kannst du mir Flügel schenken?“
„Nein, kleine Raupe, ich kann dir keine Flügel schenken.”,
antwortete die Kuh. “Ich habe doch selbst keine.“
Lilli senkte traurig den Blick. Das rührte die Kuh und sie dachte
noch einmal angestrengt nach. Dann deutete sie mit ihrem
rechten Horn auf den Weidezaun und sprach:
„Wenn du immer weiter an diesem Zaun entlang wanderst,
kommst du an einen schmalen Weg. In der einen Richtung führt
er zurück in den Wald und in der anderen über eine kleinen
Bach. Gehe nach Recht und dann über die Brücke. Auf der
anderen Seite lebt schon lange ein Pferd. Frag es, ob er weiß, wo
du Flügel bekommen kannst.“
Dankbar lächelte Lilli der großen schwarz-weißen Kuh zu und
verabschiedete sich:
„Dann werde ich dort mein Glück versuchen. Auf
Wiedersehen!“
Und Lilli kroch weiter, immer am Zaun entlang bis zum Weg.
Dort bog sie ab und überquerte die Brücke.
Schließlich gelangte sie zu dem alten Pferd.
„Hallo Pferd“, grüßte Lilli freundlich.
„Hast du ein paar Flügel für mich? Ich möchte doch so gerne
fliegen. Fliegen, wie die Vögel am Himmel.“
Das alte Pferd schaute erstaunt auf Lilli herab, dachte
angestrengt nach und schüttelte den Kopf.
„Ich habe leider keine Flügel und weiß auch nicht, wer dir
Flügel schenken könnte.“
„Schade“, antwortete Lilli betrübt.
„Aber vielleicht kann dir das Schaf dort auf der nächsten Wiese
helfen“, fügt das alte Pferd noch rasch hinzu.
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